Das Viertelfinale der ESL Pro League Season 22 bot ein echtes europäisches Derby – MOUZ gegen Natus Vincere. Zwei Teams, die sich auf höchstem Niveau immer wieder begegnet sind, trafen erneut aufeinander – diesmal ging es um einen Platz im Halbfinale. Und wieder einmal waren es die „Mäuse“, die sich durchsetzten – 2:1, in einer Serie voller Dramatik, Clutch-Momente und brillanter Einzelleistungen.
Vorspiel – Ein Duell, das zum Klassiker geworden ist

Seit Jahren teilen sich MOUZ und NAVI eine der intensivsten Rivalitäten der modernen CS2-Ära. In den letzten zwei Jahren trafen sie über zwanzigmal aufeinander, und jede Karte wurde zum Test ihrer Stärke. Nach dem MOUZ-Sieg über NAVI bei der IEM Cologne 2025 wollte das ukrainische Team Revanche – doch die Geschichte wiederholte sich.
MOUZ trat dieses Viertelfinale in ausgezeichneter Form an – Siege über GamerLegion, Gentle Mates und 3DMAX ebneten den Weg in die Playoffs. NAVI hingegen kam als amtierender StarLadder StarSeries Fall 2025 Champion – selbstbewusst, aber sichtbar erschöpft nach einem dichten LAN-Kalender.
Ancient (14:16, NAVIs Pick)
Die Serie begann auf Ancient, NAVIs Mapwahl, und schon früh wurde klar: Es würde ein erbitterter Kampf. Aleksibs Team startete stark – 8:4 zur Halbzeit – mit iM in absoluter Topform, der fast jedes Duell gewann. Doch in klassischer MOUZ-Manier gaben die „Mäuse“ nicht auf. xertioN und jimmphat führten ein heftiges Comeback an, verkürzten auf eine Runde. Am Ende rettete b1t NAVI mit einem entscheidenden 1v2-Clutch und sicherte das 16:14. Trotz der Niederlage zeigte sich deutlich, dass MOUZ einen klaren Plan für die Serie hatte.
Inferno (13:8, MOUZ’ Pick)
Auf ihrer eigenen Map wirkten MOUZ wie verwandelt – selbstbewusst, aggressiv und perfekt abgestimmt. Von Beginn an dominierte Spinx auf Banana und zerschlug NAVIs Verteidigung, während torzsi endlich seinen Rhythmus mit der AWP fand und w0nderful immer wieder bestrafte, der den ganzen Abend über kaum Einfluss nehmen konnte. Nach einer knappen Halbzeitführung (6:5) übernahm MOUZ nach dem Seitenwechsel komplett die Kontrolle. xertioN gewann zwei Clutches in Folge, Brollan und jimmphat zerstörten NAVIs Ökonomie – Endstand 13:8 und Ausgleich der Serie.
Train (13:4, Decider)
Die letzte Map wurde zum Albtraum für NAVI. MOUZ startete mit voller Energie und dominierte von Anfang bis Ende. xertioN zeigte eine der besten Leistungen seiner Karriere – 59 Kills über drei Maps, voll von High-Impact-Runden. Spinx bestrafte NAVIs Rotationen unnachgiebig, während torzsi mit der AWP Stabilität brachte. NAVI hingegen wirkte völlig orientierungslos: w0nderful erlebte einen seiner schwächsten Auftritte (26–46), makazze kam nie ins Spiel, und selbst iM (55–45, 1.42 Rating) konnte das Team nicht retten. Endstand 13:4 – ein dominanter Sieg für MOUZ, die damit ins Halbfinale einziehen.
Spielerstatistik

MVP des Spiels: Dorian „xertioN“ Berman
Seine Konstanz und sein Einfluss trugen MOUZ durch die gesamte Serie.
- K–D: 59–48 (+11)
- ADR: 98,7
- Rating 3.0: 1,45
xertioN gewann nicht nur seine Aim-Duelle – er diktierte das Tempo von MOUZ. Seine Ruhe auf Train und klugen Entscheidungen in Schlüsselmomenten machten aus der Entscheidungsmap eine einseitige Angelegenheit und besiegelten den Halbfinaleinzug.
Teamanalyse

MOUZ
Das Team präsentierte sich geschlossen, strukturiert und hochmotiviert. Sycrone traf perfekte Entscheidungen bei Mapveto und Timeouts, xertioN und Spinx übten konstant Druck auf beiden Seiten der Map aus, und torzsi fand rechtzeitig zu alter Form zurück. MOUZ’ Spielstil – jugendliche Energie gepaart mit taktischer Disziplin – macht sie zu einem der gefährlichsten Teams des Turniers.
Natus Vincere
Nach ihrem Titel bei der StarSeries konnten sie das Momentum nicht halten. Trotz iM’s starker Leistung und Aleksib’s Führung waren die Probleme unübersehbar – Inkonstanz von w0nderful, fehlende Energie und schlechte Mid-Round-Abstimmung. Für NAVI war das eine schmerzhafte, aber notwendige Erinnerung: Selbst Champions dürfen nicht stagnieren.
Head-to-Head-Historie
Dies war das 20. Aufeinandertreffen zwischen MOUZ und NAVI. Während NAVI 8 Siege aufweist, hat MOUZ nun die letzten drei in Folge gewonnen – das Gesamtverhältnis steht nun bei 11–8 zugunsten der deutschen Organisation. Das Kräfteverhältnis hat sich verschoben: MOUZ sind längst keine Außenseiter mehr, sondern legitime Anwärter auf jeden großen Titel.
Fazit
MOUZ sichern sich den Platz im Halbfinale der ESL Pro League Season 22 und beweisen, dass ihr Schwung aus der Sommersaison anhält. Ihre Mischung aus jugendlicher Präzision, taktischer Reife und unbändiger Aggression macht sie zu einem der Titelfavoriten. NAVI hingegen scheiden im Viertelfinale aus. Trotz einzelner Glanzmomente bleiben die altbekannten Schwächen – instabiles AWP-Spiel, verlorene Pistol-Runden und unsichere Mid-Round-Entscheidungen – weiterhin ein Hindernis.
Das nächste Kapitel dieser Rivalität könnte sich bei der IEM Chengdu 2025 entfalten – wo NAVI auf Wiedergutmachung hofft und MOUZ ihre Position unter den CS2-Elite-Teams festigen will.