Die Counter-Strike-2-Wettkampfszene wurde in diesem Monat erschüttert, nachdem ESL weitreichende Änderungen an ihren Turnierbestimmungen ankündigte. Mit Blick auf die IEM Chengdu setzten die neuen Regeln strenge Fristen und harte Strafen für Teams fest, die über einen Rückzug nachdachten – was heftige Kritik von Spielern, Fans und Analysten hervorrief.
Umstrittene Änderungen von ESL
Anfang September aktualisierte ESL die Vorschriften für Teilnehmer der IEM Chengdu. Der Veranstalter gab allen Teams 48 Stunden Zeit, freiwillig vom Event zurückzutreten. Zog sich ein Team nach diesem Datum – dem 8. September – zurück, drohten harte Sanktionen. Besonders umstritten war die automatische Disqualifikation vom nächsten großen Event der Serie, der IEM Krakau 2026.
Zusätzlich führte ESL eine ganze Liste von Strafen ein:
- Erstattung der Kosten für ein Ersatzteam (Flüge, Unterkunft, Logistik);
- Einbehaltung bereits erspielter Preisgelder;
- Annullierung der Ergebnisse und technische Niederlagen, falls kein Ersatzteam gefunden werden konnte.
Laut ESL sollten diese Maßnahmen die Teilnehmer disziplinieren und die Organisatoren vor unerwarteten Rückzügen schützen. Die Community sah darin jedoch übermäßige Kontrolle und den Versuch, die Spielregeln einseitig zu diktieren – im Widerspruch zu den globalen Prinzipien von Valve.
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— Ozzny (@Ozzny_CS2) September 5, 2025
Eingreifen von Valve
Die CS2-Entwickler schwiegen nicht. Bereits in der folgenden Nacht aktualisierte Valve das offizielle Regelwerk für Turniere und blockierte damit faktisch die Initiativen von ESL.
Die wichtigsten Änderungen:
- Veranstalter dürfen Teams nicht mehr nach eigenem Ermessen disqualifizieren;
- Regeln müssen transparent, ausschließlich auf objektiven Kriterien basieren und für alle gleichermaßen gelten;
- Sanktionen dürfen nicht von „Umständen rund um das Turnier“ oder den Vorlieben eines bestimmten Betreibers abhängen.
Damit setzte Valve ein klares Zeichen: Willkür der Veranstalter wird nicht toleriert.
Ausnahme für IEM Chengdu
Trotz dieser klaren Haltung machte Valve eine kleine Ausnahme. Speziell für die IEM Chengdu erlaubte das Unternehmen, Disqualifikationsregeln auch nach Ablauf der Frist für zusätzliche Informationen zu aktualisieren. Dies wurde mit der nahen Durchführung des Events begründet, bei dem im Notfall Flexibilität erforderlich sein könnte.
Künftig sollen solche Ausnahmen jedoch seltene Präzedenzfälle bleiben und keinesfalls zur Regel werden.
Neue Transparenzanforderungen
Valve führte außerdem neue Fristen ein, innerhalb derer Veranstalter zusätzliche Informationen veröffentlichen müssen:
- 2 Wochen vor Beginn der offenen Qualifikationen;
- 10 Monate vor dem Hauptevent bei Tier-1- und Tier-1-Wildcard-Turnieren;
- 2 Monate vor dem Hauptevent bei Tier-2-Turnieren mit Einladungen;
- 2 Wochen vor dem Hauptevent bei Tier-2-Turnieren ohne Einladungen.
Diese Änderungen sollen verhindern, dass Teams wichtige Informationen zu spät erhalten und dadurch zu Gefangenen neu eingeführter Regeln werden.
Auswirkungen auf die CS2-Szene
Das Eingreifen von Valve zeigt, dass das Unternehmen nach dem Ende der Partnerligen die Kontrolle über das gesamte CS2-Ökosystem behalten will. ESL, seit Jahren führender Turnierveranstalter, ist nun gezwungen, sich den Vorgaben des Entwicklers zu beugen und kann nicht länger einseitig über das Schicksal von Teams entscheiden.
Für die Teams bedeuten diese Änderungen eine wichtige Garantie: Ihre Teilnahme hängt nicht mehr von der Stimmung oder den Interessen des Veranstalters ab. Gleichzeitig reduziert sich die Flexibilität der Organisatoren, die nun strikt im Rahmen von Valves Regeln agieren müssen.
Die IEM Chengdu wird das erste Event sein, das nach den neuen Bestimmungen durchgeführt wird. Die wahre Bewährungsprobe des Kräfteverhältnisses zwischen Valve und ESL steht jedoch erst bei der IEM Krakau 2026 bevor. Erst dann wird sich zeigen, wie radikal sich die Machtverhältnisse im professionellen CS2 verschoben haben.