Als Counter-Strike 2 im September 2023 CS:GO ablöste, war der Hype beispiellos. Valve versprach eine Revolution mit Source 2: bessere Grafik, flüssigere Physik, Sub-Tick-Präzision und unbegrenztes Modding-Potenzial. Zwei Jahre später hat sich die Aufregung gelegt. CS2 ist nicht mehr „das nächste große Ding“ – es ist einfach das Spiel, das wir alle täglich spielen. Doch hat es CS:GO wirklich übertroffen?
Der Hype war real, die Erwartungen nicht
In den Wochen vor der Veröffentlichung von CS2 erreichte die Spannung ihren Höhepunkt. Jeder Teaser von Valve – vom ersten Smoke-Granaten-Demo bis zum Versprechen von Sub-Tick-Servern – verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf Reddit und Twitch. Profis testeten die Limited Beta live, Fans spammten „CS:GO 2“-Memes, und Content-Creator nannten es das „größte Update in der Counter-Strike-Geschichte“.
Valve befeuerte die Energie zusätzlich, indem CS:GO am Launch-Tag sofort von Steam entfernt wurde, wodurch die gesamte Community gezwungen war, den Sprung zu wagen. Für viele fühlte es sich wie der Beginn einer neuen Ära an: Counter-Strike von Grund auf in Source 2 neu aufgebaut. Doch schon nach wenigen Tagen kollidierte der Traum mit der Realität. Fehlende Maps, verwirrende Mechaniken und Bugs erinnerten alle daran, dass die Revolution nicht über Nacht eintreffen würde.
Zwei Jahre später hat CS2 immer noch Lücken zu füllen.
Grafik und Atmosphäre
Positiv: Die Source-2-Engine modernisierte Counter-Strike. Dynamische Beleuchtung, Schatten und Rauch-Physik gaben Matches einen filmischeren Look. Inferno unter Source-2-Licht fühlt sich fast wie eine neue Map an.
Negativ: Einige Profis argumentierten, dass die Wettbewerbs-Sichtbarkeit nicht immer ideal sei – Valve selbst gab zu, „die Spieler-Sichtbarkeit mit Shader-Anpassungen verbessern“ zu müssen.
Optimierung und Performance
Positiv: Nach einem turbulenten Start ist die FPS-Stabilität inzwischen deutlich besser. Selbst Mittelklasse-PCs laufen flüssig, und viele Performance-Probleme wurden per Patch behoben.
Negativ: Sub-Tick bleibt umstritten. ropz äußerte sich kritisch zur Inkonstanz:
Es ist leicht zu merken, dass man auf 64 Tick spielt, wenn man strafed, schießt, bhopt, Nades wirft, schlechten Hitreg bekommt… Ich hoffe, Valve kann Sub-Tick genauso konsistent oder noch besser machen als heutige 128t-Server.
Auch s1mple hielt sich anfangs nicht zurück:
Wenn du CS2-Profi werden willst, hast du noch 3 Monate Zeit. Spiel dieses Scheißspiel jetzt nicht, warte auf Updates.
Neues CS, neuer Esport
Positiv: CS2 übernahm Counter-Strikes Status als weltweit führender Esport. Das erste CS2-Major in Kopenhagen 2024 trug dieselbe Prestige wie die großen CS:GO-Majors. Austin 2025 bestätigte die Kontinuität, und Budapest soll dieses Erbe fortsetzen. Aufsteiger wie donk und molodoy machten sich einen Namen, während Legenden wie ZywOo und NiKo zeigten, dass Exzellenz spielübergreifend gilt.
Negativ: Die ersten Monate waren holprig. Die Umstellung von CS:GO verlief nicht reibungslos – selbst dev1ce gab zu:
Ich war ziemlich oft genervt und hatte nicht das Gefühl, dass wir so spielten, wie ich es wollte.
Der Übergang erinnerte an die frühen Jahre von CS:GO, als Spieler ebenfalls mit Balance-Änderungen und Bugs zu kämpfen hatten, bevor das Spiel seinen kompetitiven Rhythmus fand.
Skin-Ökonomie
Positiv: Der Markt explodierte. Chroma-, Spectrum-2- und Huntsman-Cases wurden zu Eckpfeilern von Investments. Seltene Messer brachen Preisrekorde, und das Handelsvolumen erreichte Allzeithochs.
Negativ: Viele werfen Valve vor, sich mehr auf Skins als auf Gameplay zu konzentrieren. Wie einige Streamer spotteten: Die „größte Revolution“ fand im Marktplatz statt, nicht auf den Servern.
Maps und Meta
Positiv: Inferno wurde zur meistgespielten Map, Dust2 kehrte zurück, Mirage blieb, und dynamische Smokes veränderten Executes und Retakes grundlegend. ropz erklärte seine Anpassungen:
Ich habe Zeit damit verbracht, neue Aggressionswege zu finden, z. B. die Breite der neuen Smokes zu meinem Vorteil zu nutzen.
Karrigan betonte FaZes Tiefe:
Ich bin super stolz, dass wir sieben Maps spielen können.
Negativ: Vertigo blieb umstritten, bis es schließlich entfernt wurde: „Vertigo wird entfernt… Train ersetzt Vertigo beim Austin Major.“ (HLTV)
Und n0rb3r7 war unverblümt:
Es ist nicht bereit für Competitive. Sie müssen viele Dinge fixen – Movement, Delay bei Granaten und die Server.
Die VRS-Revolution
Eine der größten Veränderungen kam nicht im Spiel selbst, sondern in der Esport-Infrastruktur. Valve führte das Valve Ranking System (VRS) für die Major-Qualifikation ein.
- Positiv: VRS belohnte LAN-Ergebnisse stärker und zwang Teams zur Teilnahme an Offline-Events. Der Weg zu Majors wurde klarer, und die besten Teams qualifizierten sich verlässlicher.
- Negativ: Online-Turniere verloren massiv an Bedeutung. Viele Tier-2-Teams, die auf Online-Grind setzten, verloren ihre Chancen. Analysten kommentierten: „VRS machte Online-Siege wertlos, sobald die Neuberechnungen griffen.“
Für Tier-1 brachte es Stabilität. Für Tier-2 schloss es Türen. Diese Spannung prägte den Zyklus 2024–2025.
Erwartungen vs. Realität
Valve verkaufte CS2 als Revolution. Zwei Jahre später zeigt sich: Die Realität ist differenzierter.
Fazit
Also: Ist CS2 deutlich besser als CS:GO?
In manchen Bereichen ja: Es sieht schärfer aus, läuft stabiler und brachte neue taktische Ebenen. Aber jedem Fortschritt steht ein Vorbehalt gegenüber: Sub-Tick bleibt umstritten, Maps sorgen für Streit, und Valve schweigt weiterhin.
Zwei Jahre später ist CS2 nicht der bahnbrechende Shooter, den Fans sich vorgestellt hatten. Stattdessen ist es die natürliche Evolution von Counter-Strike: vertraut, süchtig machend und unerschütterlich zentral im Esport.
Und vielleicht ist genau das die Wahrheit: Counter-Strike brauchte nie eine Revolution. Stabilität, nicht Neuerfindung, hält es an der Spitze.
